Der kleine Engel 
kann das schon

Vom Trösten und Zutrauen

Der kleine Engel will endlich beweisen, dass er auch schon alleine für einen Menschen da sein kann. Doch der große
Engel traut ihm das noch nicht zu. 

Eines Nachts sieht der kleine Engel ein Lichtlein auf der Erde
aufblinken. Er spürt, dass dort ein Mensch einen Engel braucht. Wird er helfen können?

 

 

 

 

 

Der kleine Engel 

...kann das schon

„Du kannst noch nicht alleine auf die Erde fliegen“, sagt der große Engel zu dem kleinen Engel. „Dafür bist du noch zu klein.“ Das macht den kleinen Engel traurig. Immerzu bekommt er vom großen Engel zu hören: Du bist noch zu klein für dies! Du bist noch zu klein für das! Erst wenn du groß bist, dann darfst du dies, dann darfst du das. Dabei fühlt er sich dafür gerüstet, einen Menschen zu trösten. Nichts wünscht sich der kleine Engel sehnlicher. Er ist sich sicher: Er könnte das schon ganz alleine. 

In der Nacht kann der kleine Engel nicht schlafen. Zu gemein findet er es, dass er noch nicht alleine auf die Erde fliegen darf. Da hört er ein leises Weinen. Er schaut sich um. Der große Engel liegt schlafend neben ihm und schnarcht vor sich hin: „Hapüüü, hapüüü.“ Das ist es nicht, was der kleine Engel zuvor gehört hatte. Noch einmal lauscht er und hört wieder das leise Weinen, dicht gefolgt von einem traurigen „Schnief“. 

Der kleine Engel fragt den Mond: „Weinst du, Herr Mond?“ Aber der Mond weint nicht. Er fragt die Wolke: „Weinst du, Frau Wolke?“ Aber die Wolke weint nicht. Er überlegt: „Von wo kommen das Weinen und Schniefen?“ Dann beugt sich der kleine Engel über den Rand seines Sterns und streckt sein Ohr so weit Richtung Erde, wie er kann. Da hört er es wieder: Ein leises Weinen und das traurige Schniefen. Er entdeckt ein Lichtlein auf der Erde. Kommen das Weinen und das Schniefen etwa von dort? 

Der kleine Engel schaltet seinen Stern aus und an und noch einmal aus und an: Blink-blink! Daraufhin antwortet das Lichtlein und schickt ein „Blink-blink“ zurück. Um sicher zu gehen, dass der kleine Engel sich nicht verguckt hat, macht er noch einmal „Blink-blink“ mit seinem Stern. Erneut bekommt er ein „Blink-blink“ von dem Lichtlein auf der Erde zurück. Jetzt ist er sich sicher: Dort unten ist jemand traurig und hat niemanden, der ihn tröstet. 

Er versucht den großen Engel zu wecken: „Pssst, hör mal, da weint jemand auf der Erde!“ Aber der große Engel ist müde, weil er den ganzen Tag für die Menschen da war. Nun will er schlafen. Der große Engel grummelt: „Dafür bist du noch zu klein, kleiner Engel.“ Dann dreht er sich wieder um und macht: „Hapüüü, hapüüüü.“ „Verflixt“, denkt sich der kleine Engel, „wir Engel müssen doch die Menschen trösten, wenn sie traurig sind.“ Auf der Erde sieht er das Lichtlein wieder aufblinken: Blink-blink. Der kleine Engel hält es nicht mehr aus und nimmt all seinen Mut zusammen. Mit ausgebreiteten Flügeln fliegt er hinunter zur Erde dem Licht entgegen. 

Neben dem Lichtlein sitzt die kleine Ida auf ihrer Bettkannte. Sie schnieft traurig in ein Taschentuch und weint leise vor sich hin. Der kleine Engel setzt sich zu ihr und legt ihr seinen Flügel um die Schulter. „Endlich bist du da“, flüstert Ida dem kleinen Engel zu, „Mama und Papa haben sich gestritten. Das macht mich ganz traurig.“ Der kleine Engel hält Ida fest im Arm, bis sie nicht mehr weinen und schniefen muss. Als sie endlich einschläft, deckt er sie zu. Die ganze Nacht bleibt er bei ihr sitzen und passt auf sie auf. Erst kurz bevor die Sonne aufgeht, fliegt er zurück zu seinem Stern. Dort wartet schon der große Engel auf ihn: „Das hast du toll gemacht, kleiner Engel. Du kannst das ja doch schon ganz alleine. Ich bin stolz auf dich.“
 

Hat Dir die Geschichte gefallen? Oder möchtest Du sie sogar illustrieren und sie mit mir gemeinsam herausgeben? Ich freue mich, von Dir zu hören.

Copyright © Caroline Vulter. Alle Rechte vorbehalten.

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