Das hatte sie befürchtet, dass es kalt sein würde, nass und dunkel. 

Sie hatte es ihnen wieder und wieder gesagt: „Ich will da nicht hin.“ 

Aber helfen konnte ihr niemand. Das wusste sie ja. In dieser Angelegenheit ist niemandem zu helfen: beim Sterben und Begraben sein. 

Und nun lag sie hier eingeengt und frierend. Wie lange schon, das wusste sie nicht. Der teure Sarg hatte sich längst mit der Erde verbunden. 

Wie es wohl werden würde, das Wiedersehen? Wie sie wohl aussah? So wie früher? Stolz war sie schon lange nicht mehr auf ihr Aussehen gewesen. Ihre Krankheit hatte aus ihrer Sicht eine alte Hexe aus ihr gemacht. Vielleicht war der Tod ja gnädig gewesen und hatte die Zeit weiter zurückgedreht, sodass sie wieder ansehnlich war. 

Aber erst einmal musste sie hier herauskommen. Unwürdig. Mit bloßen Händen. Doch was blieb ihr anderes übrig? Schreien nützte nichts. Nein, sie musste sich alleine ihren Weg nach draußen bahnen. So war es in ihrem Leben gewesen: Geschäft, Familie und Haushalt hingen an ihr. Sie alleine trug die Verantwortung. Strahlend. Makellos. Unermüdlich. Und so war es anscheinend auch noch darüber hinaus.

Ihre Kinder konnten da nie mithalten. Ein bisschen war sie deshalb bis zum Schluss enttäuscht gewesen. Als sie es nicht mehr schaffte, die Familienfeste auszurichten, schoben sie sich den „schwarzen Peter“ zu. Fortan gab es Buffet. Jeder brachte etwas mit. Pah! Aber nun gut. Sie wollte darüber hinwegsehen. Schließlich war Ostern. Sie würde was Schönes anziehen, sich am Essen bedienen, egal was es gab, und sie würde es genießen. 

Genießen! Konnte sie das? Wenn die Enkel mit ihren Fingerchen an die Scheiben patschten und hässliche Abdrücke hinterließen und ihre Schwiegertochter die Tiefkühltorte servierte? Hier unten war es doch gar nicht so schlecht. Ruhig. Sie hörte auf zu buddeln. 

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